A. Hafner u.a.: 5000 Jahre abgetaucht – aufgetaucht 1984–2004

Titel
5000 Jahre abgetaucht – aufgetaucht 1984–2004.


Autor(en)
Hafner, Albert; Suter, Peter J.
Erschienen
Bern 2004: Archäologischer Dienst des Kantons Bern
Anzahl Seiten
57 S.
Preis
ISBN
Rezensiert für infoclio.ch und H-Soz-Kult von:
Sabine Bolliger Schreyer

Das neu gestaltete Museum Schwab in Biel hat grosszügig Raum geschaffen für Wechselausstellungen. Von Mai bis September 2004 stellte der Archäologische Dienst des Kantons Bern hier in der Ausstellung «5000 Jahre. Abgetaucht – 20 Jahre Unterwasserarchäologie im Kanton Bern» zahlreiche neuste Funde und Ergebnisse aus den Rettungsgrabungen rund um den Bielersee vor. Die Ausstellung fand im Rahmen des gesamtschweizerisch gefeierten 150-Jahr-Pfahlbaujubiläums statt. Als Begleitschrift wurde die vorliegende Broschüre herausgegeben. Wie die Ausstellung besticht auch die Publikation durch ihre ästhetische Gestaltung und reiche Bebilderung. Die Publikation vermittelt keine verstaubte und antiquierte Pfahlbau romantik, sondern es wird ersichtlich, dass Ausgrabungsmethoden und Forschung modernen Ansprüchen gerecht werden. So sind neben konventionellen Literatur zitaten auch viele interessante Internetadressen zum Thema Pfahlbauten aufgeführt.

In einzelnen Kapiteln schildern die Autoren sowohl die Geschichte der Unterwasserarchäologie als auch die Entdeckungs- und Forschungsgeschichte der Pfahlbauten. Unter anderem erklären sie gut verständlich die Dendrochronologie, also die Methode, mit der Hölzer aus archäologischen Grabungen jahrgenau (bis ins Jahr 8480 vor Christus!) datiert werden können. Das Kapitel über die versunkenen Dörfer in Sutz-Lattrigen verlangt dagegen vom Lesenden schon etwas mehr Konzentration, verblüfft aber durch die vielfältigen Aussagemöglichkeiten der Dendrochronologie zur Siedlungsgeschichte.

Ein Exkurs behandelt die Bedrohung der Pfahlbauten durch Plünderungen, Ausbaggerungen und Erosion. Mittels künstlicher Schutzmassnahmen (Abdeckung des Seegrundes) und politischer Bestrebungen (ICOMOS-Konvention, Malta-Abkommen, UNESCO-Konvention usw.) versuchen Fachleute, der Zerstörung dieses reichen kulturellen Erbes der Schweiz Einhalt zu gebieten.

Die folgenden Kapitel zu Themen wie Neolithisierung, Ernährung, Handwerk, Schmuck, Kleidung und Mobilität gewähren einen Einblick in die Welt der jungsteinzeitlichen Pfahlbauer. Der Beitrag zur Keramik könnte allerdings die wohl als Zielpublikum angepeilten, archäologisch interessierten Laien etwas überfordern. Sätze wie «Die ältesten Gefässe aus den Ufersiedlungen der Jurafussseen sind den gleichzeitigen Keramikkomplexen Südostfrankreichs und Oberitaliens ähnlich. Sie sind ein Indiz dafür, dass das westliche und zentrale schweizerische Mittelland von Südwesten her neolithisiert wurde» gehören wohl eher in eine fachspezifische Publikation. Im Gegenzug ist der Abschnitt «Bierkult in der Steinzeit?» allzu oberflächlich ausgefallen. Darin wird versucht, das um 2400 vor Christus in ganz Europa zu beobachtende, komplexe Phänomen des Aufkommens einer neuen Becherform als Indiz für die Verbreitung einer neuen Religion deuten zu wollen. In der folgenden Abhandlung zu den Beilen und Äxten gelingt dagegen die Synthese von experimentellen, typologischen und soziologischen Ansätzen. Hier wird ein Kapitel der menschlichen Technologiegeschichte lebendig.

Zweifellos ist den Autoren und Herausgebern eine hervorragende und sehr schöne Schrift zur Unterwasserarchäologie und zu den jungsteinzeitlichen Ufersiedlungen gelungen.

Zitierweise:
Sabine Bolliger Schreyer: Rezension zu: Hafner, Albert; Suter, Peter J.: 5000 Jahre abgetaucht – aufgetaucht 1984–2004, Bern, Archäologischer Dienst des Kantons Bern, 2004, 57 S., ill. Zuerst erschienen in: Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 63f.

Redaktion
Zuerst veröffentlicht in

Berner Zeitschrift für Geschichte, Jg. 67, Nr. 1, Bern 2005, S. 63f.

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